Montag, 23. Juli 2007

Homecoming-schnulze

Der letzte Tag, den ich mit meinem Liebsten vor seiner Abreise verbrachte, war traurig. Alles war gerade so angenehm. Überhaupt ist dieser Mann, den ich glücklicherweise geheiratet habe, so ungeheuer angenehm. Er macht die richtigen Geräusche, verbreitet einen angenehmen Geruch, fühlt sich gut an, sowohl körperlich als auch spirituell, alles schön, so sollte man meinen. Dementsprechend melancholisch auch die Stimmung vor dem Flug. "Ach nö," dachte ich, "fahr bitte nicht. Das wird nicht schön ohne dich."
Wurde es aber. Bedenklich schön. Der erste Tag allein begann mit einem wohltuenden räkelnden Gefühl der Freiheit. "Dieser Tag gehört nur mir und dem Sternchen. Ich entscheide. Ich allein bin verantwortlich. Ich habe den Raum." Toll. Das fand ich noch nicht bedenklich, da dachte ich nämlich noch: "Na, wart mal ab, bald wird es anstrengend, bald wirst du schön Sehnsucht haben." Aber nö. Es blieb entspannt, wunderbar frei, wunderbar reibungslos.
Nach den langen Wochen, war ich sowas von eingespielt. Es war ordentlich in der Wohnung, die Abläufe flutschten mir nur so von der Hand, das Sternchen war ein Traum von einem Engel und ich vermisste meinen Mann lediglich auf einer emotionalen Ebene, im Alltag fehlte mir nichts. Nun wollen wir die emotionale Ebene mal nicht unterschätzen. Das Hochgefühl der Liebe habe ich ja versucht zu beschreiben. Aber auch die Socken kamen vor und der ganze Heiteitei, den man so mitmacht, wenn man den Bund des Lebens eingeht und merkt, dass nicht alles so glänzt wie in den vergoldeten Mädchenträumen.
Glaubt es, oder glaubt es nicht, aber als mein Mann nach Wochen der Abwesenheit wieder in dieser Wohnung stand, dauerte es keine 20 Sekunden, da lagen seine Socken wieder auf dem Fußboden herum. Und nicht nur das: Alle elektronischen Geräte, die ich immer auf Standby stehen lasse, waren innerhalb der nächsten Minute ausgeschaltet. Bumms, lief auch schon die Waschmaschine, natürlich ohne zu überprüfen, ob die Sachen, die vor dem Vollstopfen mit Reisewäshce darin lagen, auch zum Waschgang passten. Und dann diese Wege aneinander vorbei und umeinander drumrum und die Stimmung und das aufeinander aufpassen und diese Absprachen und das Organisieren und diese Fragen, soll ich oder willst du?, dieser ganze Heckmeck, das macht mich schier wahnsinnig.
Aber vielleicht ist das der Preis, der Preis für diesen wunderschönen Abend bei Kerzenschein auf der Terrasse, für den Anblick der strahlenden Augen unserer Tochter, die ihren Helden wieder hatte, für die zahlreichen Umarmungen und Küsse und für diesen unschlagbaren Geruch hinter seinem Ohr, der mir sagt, ich bin zuhause, ich bin gut aufgehoben, hier ist mein Platz, hier gehör ich hin. Home is where heart is...

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