Donnerstag, 19. Juli 2007

Heart is where home is

Früher, ja früher, als ich ein kleines Mädchen war, vielleicht elf oder zwölf Jahre alt, da dachte ich: "Später, ja später, wenn du mal einen Jungen liebst, dann heiratest du den, und das ist dann alles wunderschön, und dein Kleid glitzert in der Sonne, die Blumen duften und später am Abend gehst du mit dem Jungen in der Nacht spazieren, der Mond scheint rund und hell, die Sterne funkeln, wir küssen uns, und dieses Gefühl, genau dieses erhebende, strahlende, helle, wohlriechende Gefühl, hält dann an dein Leben lang, was wird das schön."
Die Wahrheit ist anders. Am Morgen meines Hochzeitstages war ich im siebten Monat schwanger, wusste nicht, was ich anziehen soll, und war froh, dass ich mir 100 prozentig sicher war, dass ich diesen, nur diesen Mann heiraten will, was aber im Grunde nur hieß, dass es in diesem, nur diesem Moment keinen Mann gab, den ich lieber geheiratet hätte. Das ist nun fünf Jahre her, es gibt immer noch keinen Mann, den ich lieber heiraten würde, aber das dauerhaft erhebende Gefühl blieb aus. Aber ich sag Euch was wunderschönes: Es gab und gibt immer wieder diese strahlenden Augenblicke, dieses ungeheuer sichere Gefühl der Verbundenheit, das mich immer wieder aufs Neue vergessen lässt, dass ich meinen Auserwählten immer mal wieder in hübscher und wohltuender Regelmäßigkeit an die Wand klatschen wollte.
Warum eigentlich? Ich weiß es nicht mehr. Das schöne an den strahlenden Augenblicken ist, dass sie in der Tat alle rumliegenden Socken, alles bedrückende Schweigen, alle Langeweile, alle nassen Handtücher, alle kleinen fiesen Angewohnheiten, alle Schwächen und alle Streitereien, von denen es wahrhaftig viele gab, zu, äh, naja, zu überstrahlen vermögen.
Heute hatte ich Angst um ihn. Und als ich seine Stimme hörte, brach ich in Tränen aus, diese sanfte wohlklingende Stimme, die mir mitteilte, dass alles in Ordnung ist, dass ich mir keine Sorgen machen muss; ich konnte das Lächeln hören, das sommersprossige Klein-Jungen-Lächeln, ich bin völlig von den Socken, wie tief Liebe sitzt, und wie hoch sie aufsteigen kann.

Eindeutig eine Höhe, aus der Berg- und Talfahrt des Alltags einer nur langsam erwachsen werdenden Mittdreißigerin, die so langsam Schlitten fahren lernt und es beginnt zu genießen.

2 Kommentare:

ZooStation hat gesagt…

Ich hatte so einen Traum als Kind nie, allenfalls als Jugendlicher; dem dieser Traum aber dann schnell abhanden gekommen ist, irgendwie. Jetzt lese ich deinen Text und habe Traenchen vor Glueck in den Augen. Weil es doch irgendwie wahr geworden ist. Anders, vielleicht erwachsener, aber definitiv tief. Und echt. Und wahr und gut.
In Liebe,
ZooStation.

sunnysightup hat gesagt…

mensch, wir sentimentalen eierbärchen, manchmal könnt ich uns permanent abknuddeln...