Dienstag, 24. Juli 2007

Dr. H.

Noch was: Dieser Dr. House macht mich noch wahnsinnig. Die Steigerung von sexy? Dr. House natürlich. Dieser schnoddrige, böse, süchtige, kluge Mann mit diesem Dreitagebart, ohMann, warum kann es ihn nicht wirklich geben, ich hätte alles, alles auf einmal, nie im Leben käme er darauf, wie ich zu den schillernden Symptomen gekommen bin. Ach, oh, mein wehes Herz, wie gerne würde ich mal meinen medizinisch unheimlich interessanten Mageninhalt auf seinem grauen Sakko entleeren. Ich würde natürlich sehr gut dabei aussehen und die Nekrose, die ich bekäme, befände sich sehr dekorativ neben dem kleinen tätowierten Schmetterling neben meinem entzückenden Bauchnabel, und die Tätowierung würde sich leicht entzünden und dann müsste er sich noch das andere Tattoo, den winzigen Phoenix auf meiner linken Brust anschauen, die durch ein merkwürdiges Wachstum auffällt, und dann selbstverständlich nur noch innere Symptome und Schmerzen, schier unerträgliche, unerklärliche Schmerzen, er würde nicht von meiner Seite weichen, der Dr. House, einfach, weil ich so schweine-interessant bin, so als Fall, aber auch als Frau, weil ich auch so tapfer und intelligent sein werde, er wird mich nach monatelangen Klinikaufenthalt für ein Medizinstipendium vorschlagen und mich in sein Team aufnehmen und dann werden wir jeden Tag spröde und verunsichert aneinander vorbeirennen, es wird schlaue Wortscharmützel geben und zum Schluss wird ihm Dr. Wilson sagen, dass er mich einfach ausführen MUSS, weil ich seine Traumfrau bin und dann oh, mann bis dahin würde mir schon reichen.
Ach dieser Dr. House....

And then I made a decision...

Entscheidungen. Warum fallen mir Entscheidungen so schwer. es ist nicht so sehr das Für und Wider, das Hin und Her, das einerseits-andererseits, das mich abhält, nein, ich mache meine Entscheidungen grundsätzlich an der Sicht der oder des Anderen fest, bzw. versuche das, denn gerade das 'festmachen' ist ja zum Scheitern verurteilt, wie sollte das denn auch gehen, mir bleibt ja nur eine Vorstellung von den Vorstellungen des oder der Anderen. Dennoch: Bisher habe ich das fast immer so gemacht, das heißt zwar rumgeschubst werden, allerdings auch weniger Risiken, schließlich habe ich es ja VERSUCHT ALLEN Recht zu machen.
Oho. Wie anerkennenswert.
So schlepp ich mich also als Würstchen durch jeden neuen Tag und lächel mich schlapp. Was freu ich mich.
Nee-nee, das muss anders werden. Festmachen kann man Entscheidungen ohnehin nur an seinen eigenen Bedürfnissen und Gedanken. Jede Realität ist schließlich individuell anders ("Wir sind alle Individuen!" "Ich nicht.") und unterschiedliche Meinungen haben nun mal nichts mit Einigkeit und Konsens zu tun...
Also: mal eben auf die andere Meinung scheißen. Vielleicht ein bisschen dezenter als hier ausgedrückt, aber im Grunde genau das. Oder ist es das gar nicht? Muss man vielleicht gar nicht die Meinung des Anderen herabsetzen, sondern einfach nur seine eigene zu schätzen wissen? wie dem auch sei. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Eine völlig konsensunfähige Entscheidung. Keine Kompromisse drin. Eine Entscheidung, die dem Anderen so richtig eine vor den Kopf donnern wird. Morgen hau ich sie raus, und ich habe kalte Füße und einen heißen Kopf. Man muss halt alles mal ausprobieren. Sonst läuft nix im Leben...

Montag, 23. Juli 2007

Harry P.

Es begab sich vor ca. 8 Jahren, als ich einen recht langweiligen Job annahm, so eine Art Nachtwächterposten in einer Bibliothek, d.h. ich arbeitete natürlich nicht in der Nacht, allerdings in den Stunden, in denen am wenigsten los war, so dass ich jede Mege Zeit zum Löcher in die Luft gucken hatte, was mir in der Regel keinen Spaß macht. Konzentriertes Arbeiten fürs Studium war auch nicht möglich und mit Kollegen quatschen auch nicht, die meisten waren dann nämlich schon weg. Im Endeffekt hatte ich dennoch eine Verantwortung und die Chef-Bibliothekarin war ein echter Besen, obwohl ich sie auf eine gewisse Weise mochte, aber das passiert mir ständig mit schwierigen älteren Frauen, muss irgendwie mit meinem Mutterkomplex zu tun haben. Aber darum soll es hier gar nicht gehen, jene Bibliothekarin war immer recht fix mit dem Bücherbestellen, und sie sprach von einem gewissen Harry Potter und dass das jetzt bestellt würde, drei Bände gäbe es schon und sie könne gar nicht glauben, dass die Geschichten so gut seien, wie die Kritiken es behaupten. (Frau Kurz konnte nie was Gutes glauben, sie glaubte nur an Katastrophen, noch eine Ähnlichkeit mit meiner Mutter). Jedenfalls klingelte irgendwas in mir, und ich nahm mir also dieses bunte Buch und dachte, schönschön, Kinderlektüre, leicht und gut bekömmlich und auf vereinzelte Besucher und deren kriminelle Energien könnte ich mich nebenbei ja doch gut konzentrieren. Hahaaa! Die nächsten drei Wochen (Hochsommer und echt kein Bibliotheks-Aufsichts-Wetter) waren die spannendsten des Jahres - ich ließ die Bücher extra auf der Arbeit liegen, so dass ich die Lektüre ausschließlich mit 'Geld verdienen' in Verbindung brachte und - viele werden es ahnen und wissen - leichter habe ich niemals im Leben wiedre 600 DM verdient, zumal der Euro schon in den Startlöchern hockte. Aber ich habe in meinem Leben auch nie wieder unkonzentrierter gearbeitet. Fand ich auch den Anfang ein wenig dick aufgetragen, dieser schreckliche Dudley und dieser böse dicke Onkel und die olle hartherzige magere Tante und dieses traurige Schrankräumchen unter der Treppe, ach gähn, so wurde ich doch bei der Schlangenszene neugierig, und spätestens in der Zauberschule waren alle Ressentiments verflogen und ich wollte nur noch wissen, wie alles zusammenhängt und ob das Gute siegt.
Dass ausgerechnet DAS jetzt acht Jahre später infrage steht und alle nun hektisch den englischen letzten Band verschlingen, möglichst bevor die Bild-Zeitung titelt, dass die Weasley-Zwillinge tot sind oder Harry an gebrochenem Herzen stirbt, weil es Ginny dahinrafft (ich fabuliere heiter, keine Angst, ich habe keine Ahnung) oder was auch immer, stimmt mich bedenklich, lässt aber mein Nervenkostüm relativ unbeschadet, schließlich geht es hier um Harry Potter und nicht um Sherlock Holmes, bei dessen Tod ich ganz jämmerlich geweint habe mit meinen zarten 11 Lenzen, die ich damals zählte, zu denen ja jetzt einige abgeklärte hinzugekommen sind.
Jedenfalls hetzen jetzt alle. die ich kenne, durch die englische Originalversion und werden bald ne Menge zu besprechen haben, schon jetzt hat sich allerdings der Hype ein wenig gelegt, und ich halte es für relativ unwahrscheinlich, dass die Bild oder welche Zeitung auch immer sich in einigen Tagen noch bequemt, was Inhaltliches zu schreiben, da ja sowieso alle auf Seite 567 angelangt sein werden und schließlich auch noch die deutsche Version verkauft werden soll. Also les ich jetzt gemütlich Band 6 nochmal auf deutsch, denn bei dem habe ich mich auf englisch hetzen lassen und dennoch mitbekommen, dass Dumbledore stirbt, was ich bis heute nicht glauben kann, und mich um das halbe Lesevergnügen gebracht, was eine ganz beträchtliche Menge ist, bedenkt man, wie viel Lesevergnügen dann noch übrig war. Es kommt also mal wieder auf die Perspektive an, und da ich keine öffentlichen Verkehrsmittel benutze und ich letztlich auch selten Zeitung lese, werde ich schön warten, bis "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" rauskommt, so sperrig dieser Titel auch sein mag. Und das als Anglistin? Jawohl. Und das als Anglistin. Ich kann auf englisch denken, aber ich kann nur muttersprachlich fühlen. schon wieder die Mutter. Hölzchen - Stöcken, jetzt ab ins Bett, Hermine ist sauer auf Ron, weil der sich grade benimmt wie ein Arsch und Harry steht zwischen den Stühlen, hat aber auch Anderes im benarbten Kopf, ich weiß ja wie es weitergeht, aber erst jetzt gehts mir ans Herz.
Verzögerung hat auch was für sich.

Wer glaubt eigentlich, dass Severus böse ist? Der KANN doch gar nicht böse sein, wenn er vom coolen Alan Rickman gespielt wird...
Ich glaub ja an das Gute. Für differenziertere Thesen bin ich jetzt zu müde. Vielleicht morgen mehr. (So richtig egal isses mir ja auch nicht, herrje...)

Homecoming-schnulze

Der letzte Tag, den ich mit meinem Liebsten vor seiner Abreise verbrachte, war traurig. Alles war gerade so angenehm. Überhaupt ist dieser Mann, den ich glücklicherweise geheiratet habe, so ungeheuer angenehm. Er macht die richtigen Geräusche, verbreitet einen angenehmen Geruch, fühlt sich gut an, sowohl körperlich als auch spirituell, alles schön, so sollte man meinen. Dementsprechend melancholisch auch die Stimmung vor dem Flug. "Ach nö," dachte ich, "fahr bitte nicht. Das wird nicht schön ohne dich."
Wurde es aber. Bedenklich schön. Der erste Tag allein begann mit einem wohltuenden räkelnden Gefühl der Freiheit. "Dieser Tag gehört nur mir und dem Sternchen. Ich entscheide. Ich allein bin verantwortlich. Ich habe den Raum." Toll. Das fand ich noch nicht bedenklich, da dachte ich nämlich noch: "Na, wart mal ab, bald wird es anstrengend, bald wirst du schön Sehnsucht haben." Aber nö. Es blieb entspannt, wunderbar frei, wunderbar reibungslos.
Nach den langen Wochen, war ich sowas von eingespielt. Es war ordentlich in der Wohnung, die Abläufe flutschten mir nur so von der Hand, das Sternchen war ein Traum von einem Engel und ich vermisste meinen Mann lediglich auf einer emotionalen Ebene, im Alltag fehlte mir nichts. Nun wollen wir die emotionale Ebene mal nicht unterschätzen. Das Hochgefühl der Liebe habe ich ja versucht zu beschreiben. Aber auch die Socken kamen vor und der ganze Heiteitei, den man so mitmacht, wenn man den Bund des Lebens eingeht und merkt, dass nicht alles so glänzt wie in den vergoldeten Mädchenträumen.
Glaubt es, oder glaubt es nicht, aber als mein Mann nach Wochen der Abwesenheit wieder in dieser Wohnung stand, dauerte es keine 20 Sekunden, da lagen seine Socken wieder auf dem Fußboden herum. Und nicht nur das: Alle elektronischen Geräte, die ich immer auf Standby stehen lasse, waren innerhalb der nächsten Minute ausgeschaltet. Bumms, lief auch schon die Waschmaschine, natürlich ohne zu überprüfen, ob die Sachen, die vor dem Vollstopfen mit Reisewäshce darin lagen, auch zum Waschgang passten. Und dann diese Wege aneinander vorbei und umeinander drumrum und die Stimmung und das aufeinander aufpassen und diese Absprachen und das Organisieren und diese Fragen, soll ich oder willst du?, dieser ganze Heckmeck, das macht mich schier wahnsinnig.
Aber vielleicht ist das der Preis, der Preis für diesen wunderschönen Abend bei Kerzenschein auf der Terrasse, für den Anblick der strahlenden Augen unserer Tochter, die ihren Helden wieder hatte, für die zahlreichen Umarmungen und Küsse und für diesen unschlagbaren Geruch hinter seinem Ohr, der mir sagt, ich bin zuhause, ich bin gut aufgehoben, hier ist mein Platz, hier gehör ich hin. Home is where heart is...

Samstag, 21. Juli 2007

Sternchen

Das Sternchen ist viereinhalb Jahre alt und wächst und wächst. Je größer sie wird, umso klarer wird mir, dass sie bald ein Stern sein wird, und dann kann sie nichts mehr davon abhalten nun iherseits zum Planeten zu werden, mit eigener Galaxie und allem Pipapo. Und wenn ich noch mehr Sternchen bekomme, werden auch sie zu Sternen, sie bleiben einfach nicht klein, das kannst du vergessen.
Früher habe ich immer genervt mit den Augen gerollt, wenn meine Mutter zum zigsten Male davon sprach, wie ich als Dreijährige ein Gedicht aufgesagt habe oder wie ich mir die Narbe über dem Auge geholt habe oder wie dreckig ich immer nach Hause kam. Wie ich mir in der ersten Klasse im Sportunterricht den Arm gebrochen habe oder wie mir der erste Zahn gezogen wurde, als ich zwölf war. All die ollen Kamellen. Für sie waren es kostbare Erinnerungen.
Mein Sternchen liegt nun nebenan, zusammengerollt seitlich quer in ihrem Bettchen, nichts sieht schöner aus, nichts hat jemals für jemanden schöner ausgesehen, wie für mich dieses Sternchen mit den dicken Bäckchen, wie es da liegt und leise atmet und die Fäustchen ballt, als gäbe es was zu kämpfen. Ja. Ein Kampf ums Größerwerden, ich hab ihn längts verloren gegeben.
Als Kind habe ich Pippi Langstrumpf geliebt, verehrt mit großer Hingabe. Dass sie allerdings die Krumelnuss gebeten hat, sie niemals "gruß" werden zu lassen, wollte ich nicht verstehen. Groß zu werden, war damals mein erklärtes Ziel. In zielstrebigen Etappen: Kindergarten. Schulkind sein. Im Auto vorne fahren. Personalausweis bekommen. Auto fahren. Ausziehen.
Nun schau ich mir das Sternchen an und schon gehe ich mit Pippi konform. Gebt mir eine Krumelnuss, eine, die auch mich nochmal Kind sein lässt, die mich ins Zuckerland bringt mit meinem Sternchen, wo wir beide ewig lachend in die untergehende Zuckersonne laufen.
Aber ich habe auch Pinocchio geliebt, wenn auch nicht verehrt, und daher weiß ich, dass auch ewige Kindheit und Leichtigkeit nach hinten losgehen können. Also lass ich das Sternchen lernen und wachsen und sich sorgen und verknallen und streiten und Freunde finden und verlieren und größer und größer werden. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zuzusehen, die Pflaster zu reichen und gute Ratschläge zu geben. Manchmal ist mir, als müsste ich vor lauter Liebe schier auseinanderplatzen. Jetzt grade zum Beispiel. Ich seh wohl nochmal nach, vielleicht haben sich die Fäuste entspannt...

Freitag, 20. Juli 2007

niedergeschlagen

jetzt schlepp ich mich so durch den tag, fang hier was an, fang dort was an, führe nichts zuende, der hals ist dick und zu, die stirn schweißnass, meine abwehr auf hochtouren oder auf null, jenachdem, hoffen wir das beste, ach wenn doch diese müdigkeit nicht wäre.
schwäche, ich kann schwäche nicht leiden. jetzt heißt es zusammenreißen und weitermachen, mein liebster ist übermorgen wieder da, dann sind wir wieder vereint, die sonne, der mond und das sternchen...

Donnerstag, 19. Juli 2007

Heart is where home is

Früher, ja früher, als ich ein kleines Mädchen war, vielleicht elf oder zwölf Jahre alt, da dachte ich: "Später, ja später, wenn du mal einen Jungen liebst, dann heiratest du den, und das ist dann alles wunderschön, und dein Kleid glitzert in der Sonne, die Blumen duften und später am Abend gehst du mit dem Jungen in der Nacht spazieren, der Mond scheint rund und hell, die Sterne funkeln, wir küssen uns, und dieses Gefühl, genau dieses erhebende, strahlende, helle, wohlriechende Gefühl, hält dann an dein Leben lang, was wird das schön."
Die Wahrheit ist anders. Am Morgen meines Hochzeitstages war ich im siebten Monat schwanger, wusste nicht, was ich anziehen soll, und war froh, dass ich mir 100 prozentig sicher war, dass ich diesen, nur diesen Mann heiraten will, was aber im Grunde nur hieß, dass es in diesem, nur diesem Moment keinen Mann gab, den ich lieber geheiratet hätte. Das ist nun fünf Jahre her, es gibt immer noch keinen Mann, den ich lieber heiraten würde, aber das dauerhaft erhebende Gefühl blieb aus. Aber ich sag Euch was wunderschönes: Es gab und gibt immer wieder diese strahlenden Augenblicke, dieses ungeheuer sichere Gefühl der Verbundenheit, das mich immer wieder aufs Neue vergessen lässt, dass ich meinen Auserwählten immer mal wieder in hübscher und wohltuender Regelmäßigkeit an die Wand klatschen wollte.
Warum eigentlich? Ich weiß es nicht mehr. Das schöne an den strahlenden Augenblicken ist, dass sie in der Tat alle rumliegenden Socken, alles bedrückende Schweigen, alle Langeweile, alle nassen Handtücher, alle kleinen fiesen Angewohnheiten, alle Schwächen und alle Streitereien, von denen es wahrhaftig viele gab, zu, äh, naja, zu überstrahlen vermögen.
Heute hatte ich Angst um ihn. Und als ich seine Stimme hörte, brach ich in Tränen aus, diese sanfte wohlklingende Stimme, die mir mitteilte, dass alles in Ordnung ist, dass ich mir keine Sorgen machen muss; ich konnte das Lächeln hören, das sommersprossige Klein-Jungen-Lächeln, ich bin völlig von den Socken, wie tief Liebe sitzt, und wie hoch sie aufsteigen kann.

Eindeutig eine Höhe, aus der Berg- und Talfahrt des Alltags einer nur langsam erwachsen werdenden Mittdreißigerin, die so langsam Schlitten fahren lernt und es beginnt zu genießen.